Die Müllverbrennungsanlage Kassel auf den Lossewiesen nahm 1968 ihren Betrieb auf, bereits seit 1985 wird der Abfall aus Kassel und der Region zur Erzeugung von umweltfreundlicher Fernwärme und Strom genutzt. Eine wie immer geartete Mülldeponie, wie sie früher üblich waren, gibt es daher in Kassel schon lange nicht mehr. Von Anfang an wurde die Anlage stetig verbessert und im Laufe der Jahre mit einer hochmodernen Rauchgasreinigung ausgestattet.
EIN BLICK ZURÜCK: DIE ABFALLWELT VOR HUNDERT UND MEHR JAHREN
In vorindustriellen Zeiten lebten die Menschen hauptsächlich auf dem Land. Dort wurde alles der Natur entnommen und wieder in den natürlichen Kreislauf der Natur zurückgegeben. Der Abfall bestand vorwiegend aus Aschen der Hausfeuerung sowie organischen Resten der Ernährung, Fäkalien und Landwirtschaft, die wieder als Dünger eingesetzt werden konnten. Andere Abfallbestandteile waren Mangelrohstoffe, so dass sie ständig durch Wiedernutzung und Recycling im Kreislauf gehalten wurden.
Erst die Industrialisierung brachte eine Vielzahl neuer Abfälle und Abfallzusammensetzungen hervor: Produktionsrückstände, die nicht selten umweltgefährliche Eigenschaften hatten. Gleichzeitig setzte ein Bevölkerungswachstum ein und eine Abwanderung der Menschen in die Städte, wo es Arbeit gab. Insbesondere das Wirtschaftswunder nach dem 2. Weltkrieg sorgte dafür, dass Gebrauchsgegenstände, Haushaltswaren und Importwaren für die große Allgemeinheit erschwinglich wurden. Dementsprechend stiegen die Abfallmengen.
KEINE GUTE LÖSUNG: MÜLLDEPONIEN
Bis in die 60er-Jahre wurden auch in Deutschland die Abfälle vielfach auf Deponien gebracht oder in sogenannten Haufwerken im Freien abgebrannt. Zur Deponierung dienten ungenutzte Flächen oder Gruben. Massive Umweltprobleme waren die Folge. Denn die Verrottung der Abfälle setzte Schadstoffe als Deponiegas und Sickerwasser frei. Regenwasser schwemmte die Schadstoffe aus den Ablagerungen bis ins Grundwasser aus. Teilweise fingen die Ablagerungen selbsttätig an zu brennen und schwelten wochenlang unter Freisetzung von Schadgasen. Gleiches passierte, wenn die Müllablagerungen bewusst angezündet wurden und schwarze, am Horizont weit sichtbare Rauchwolken bildeten. In allen Ablagerungen gab es erhebliche hygienische Gefahren durch Keime und Schädlingsplagen. Und auch die Gerüche des verrotteten Abfalls waren weithin bemerkbar.
Das erste Abfallbeseitigungsgesetz von 1972 machte zunächst den sogenannten wilden Deponien ein Ende. Für die großen, zentralen Deponien wurden Umweltauflagen eingeführt.
VOM ABFALLENTSORGER ZUM VORBILD DER KREISLAUFWIRTSCHAFT
Seit 2005 darf in Deutschland kein unbehandelter Hausmüll mehr auf Deponien oder Halden gekippt werden. Die Abfallverbrennung ist fester Bestandteil einer Kreislaufwirtschaft geworden, die nicht recycelbare Abfälle energetisch nutzt und umweltgefährdende Stoffe konsequent dem Kreislauf entzieht. Damit ist Deutschland weltweit Vorbild für andere Industriestaaten und Schwellenländer. In Skandinavien und den Beneluxländern sind ähnliche Systeme umgesetzt.